50 Jahre Schachbezirk Rhein – Nahe
(Vormals Schachkreis Koblenz)
Wenn heute vom Schachbezirk Rhein-Nahe, kurz SBRN, als einem von vier Bezirken des Schachverbandes Rheinland (SVR) die Rede ist, muss doch der Wahrheit und Genauigkeit wegen darauf hingewiesen werden, dass einst alles unter einem anderen Namen begann.
Angefangen hat es nach langer Vorbereitung und zähen Verhandlungen mit den Verantwortlichen des damaligen „Schachverbandes Mittelrhein“, bevor am 20. Juni 1955 im „Mainzer Rad“ in Koblenz der Schachkreis Koblenz gegründet wurde.
Besonders zwei Männern des heutigen SC Koblenz (damals noch REI Koblenz) ist dies hauptsächlich zu verdanken. Willi Weis, mittlerweile 80 Jahre alt und seit 1995 Ehrenmitglied des SBRN, sowie Hartmut K. Lachmann (1924 – 1989). Beide betätigten sich noch jahrzehntelang in ihren Vereinen und im Schachkreis Koblenz in verschiedenen ehrenamtlichen Positionen.
Waren es im Gründungsjahr noch 8 Vereine mit zusammen 82 Aktiven, gehörten nur zwei Jahre später schon 12 Vereine mit 152 Mitgliedern zum SK Koblenz.
Auch in den folgenden Jahren war ein stetiger Aufschwung zu verzeichnen. Mit dem SC Kettig und dem SV Koblenz waren zwei Vereine bei uns, die von Beginn ihrer Mitgliedschaft an bei uns in der Oberliga spielten und später auch der damals noch viergeteilten Bundesliga angehörten.
Das Jahr 1979 brachte dann einen tiefen Einschnitt in das schachliche Leben des SK Koblenz. Durch eine räumliche Neuordnung der Kreise im SVR verloren wir auf einen Schlag sieben Vereine, darunter mit dem SC Kettig einen Bundesligisten. Geographisch gesehen vergrößerte sich das Gebiet danach um ein mehrfaches bis an die Nahe und den Landkreis Birkenfeld. Durch das Glück vieler Neugründungen von Schachvereinen in den folgenden Jahren und dem Beitritt von Vereinen, die vorher in Hessen und der Pfalz gespielt hatten, wurde dem SK Koblenz eine neue Blütezeit beschert. Nur der alte Name wollte vielen nicht mehr so recht gefallen und so wurde auf der Mitgliederversammlung am 5. Februar 1982 in Nastätten aus dem Schachkreis Koblenz der
Schachbezirk Rhein – Nahe.
Auch auf sportlichem Gebiet muss das Jahr 1982 besonders erwähnt werden. In diesem Jahr gelang dem SV 03/25 Koblenz nach dem Gewinn der Meisterschaft der 2. Bundesliga Südwest der Sprung in die seit 1980 ungeteilte 1. Bundesliga! Zwölf Jahre hielt sich der Verein in der höchsten Spielklasse, dann war der Abstieg nicht mehr zu vermeiden. Heute spielt der SV 03/25 Koblenz als ranghöchster Vertreter des SBRN in der Oberliga Südwest.
1983 wurde IM Klaus-Jürgen Schulz Deutscher Pokal-Einzelmeister und 1987 IM Georg Seul Deutscher Blitz-Einzelmeister, beide gehörten dem SV 03/25 Koblenz an. Darüber hinaus konnten drei Jugendliche dieses Vereins die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft in ihrer Altersklasse gewinnen. 1976 (FM) Jörg Weidemann und 1977 (IM) Dario Doncevic, jeweils in der A-Jugend, 1987 (FM) Michael Hammes in der D-Jugend.
Da sich der SBRN als Rechtsnachfolger in die Tradition des SK Koblenz eingebunden sieht, konnte im Jahre 2005 der fünfzigste Geburtstag gefeiert werden. Höhepunkt war eine Simultanvorstellung in Lahnstein, wo der Deutsche Nationalspieler und Großmeister Jan Gustafsson so seine Mühe hatte, um am Ende mit 20:5 (18 Siege, 4 Remisen und 3 Verluste) die Oberhand zu behaupten.
Was die Anzahl unserer Vereine angeht, musste der SBRN in den letzten Jahren einige Verluste hinnehmen. Im Jahr des 50. Jubiläums gehörten nur noch 24 Vereine (Minus 5 in fünf Jahren) zu uns mit 644 aktiven Mitgliedern.
Sehr unsicher sieht derzeit leider die schachliche Zukunft unseres Bezirkes aus. Die ungünstige geographische Lage einerseits sowie die Verweigerungshaltung der meisten Mitglieder für ehrenamtliche Aufgaben andererseits haben eine Situation geschaffen, die man ohne Übertreibung als Besorgnis erregend einstufen kann. Da es zwischen Mainz und Koblenz keine Brücken gibt, zerschneidet der Rhein unseren Bezirk in einem solchen Maße, den viele Mitglieder nicht mehr hinnehmen wollen. Die SF Birkenfeld, der VfR Baumholder und der SK Feilbingert halten bereits ihre Mannschaftskämpfe in der Pfalz und in Rheinhessen ab, was derzeit ein Abzug von zusammen 156 Aktiven vom Spielbetrieb für den SBRN und den SVR zur Folge hat.
Eine Strukturreform nicht nur für unseren Bezirk, sondern für den ganzen SVR ist daher dringend erforderlich!
Auf dem Foto von links nach rechts: Jan Gustafsson, der SVR-Vorsitzende Karsten Loof, der Vorsitzende des SV Turm Lahnstein Kurt Sanner und Friedhelm Schneider bei der Vorstellung des Großmeisters. (Foto: Archiv SV Turm Lahnstein).
Michael Sefeloge